Aufgabe und Ziele der Stiftungen

Lebensqualität und psychische Gesundheit verbessern   

Wir, der Stiftungsfonds Professor Dr. Werner Maaßen-Stiftung und die Maaßen-Stiftungs-gGmbH, möchten in dieser herausfordernden und schnelllebigen Zeit wichtige Ressourcen für seelische Gesundheit vermitteln. Die Arbeit beider Stiftungen unterstützt Menschen darin, ihr Leben im Hinblick auf Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit kompetent zu gestalten. Wir wollen ihre Selbstwirksamkeit, ihre Zuversicht und ihren Mut zum Handeln fördern, damit sie auch für gesellschaftliche Umbrüche gewappnet sein können.

Unser Beitrag zu gesellschaftlicher Solidarität

Es fehlt an Hilfsangeboten für Menschen mit psychischen und psychosomatischen Erkrankungen, die nur ein geringes oder gar kein Einkommen haben. Die Stiftungsmittel ermöglichen es Hilfesuchenden, Fortbildungen und Beratungs­angebote unabhängig von ihrem Einkommen zu nutzen.

Die geistig-seelische Gesundheit der Menschen stärken

Die geistig-seelische Gesundheit zu stärken, wird immer mehr zu einer wesentlichen Aufgabe für die Gesellschaft und jeden Einzelnen.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO erklärte bereits 2008, dass bis 2020 Depressionen weltweit zu den zehn häufigsten lebensverkürzenden Erkrankungen zählen würden.

Der demografische Wandel bewirkt längere Lebensarbeitszeiten - gleichzeitig werden die beruflichen Wege immer komplexer. Berufs­tätige Menschen brauchen deshalb persönliche Bewältigungsmöglichkeiten, um für eine intensivere und länger dauernde Arbeitsbelastung gerüstet zu sein.

Wir sind mit permanenten und gravierenden Veränderungen der Lebensverhältnis­se konfrontiert. Sie geschehen zu schnell und zu häufig, um jeweils Veränderungs­signale in unserem epigenetischen System zu bewirken, so dass wir für ihre Bewältigung (noch) nicht ausgestattet sind. Aufgrund vielfältiger Faktoren, die sich untereinan­der verstärken, befinden sich viele  Menschen in dauernder Alarmbereitschaft. Unser Stresssystem ist aber nur für kurzfristige Bedrohungssituationen ausgelegt und muss sich danach wieder erholen können, wenn es auf Dauer intakt bleiben soll. Dauerhaftes Stresserleben kann zu gravierenden Fehlregulationen des Nerven­systems und zu psychosomatischen Beschwerden führen.

Erhöhter persönlicher Einsatz bis hin zum Burn-out kann als ein Anpassungs­versuch an die Lebensbedingungen und Anforderungen dieser Zeit gesehen werden. Er ist kein »Versagen« des Einzelnen.

Auch immer mehr jüngere Menschen leiden unter diesen gesundheitlichen Belas­tungen. Studien zeigen, dass etwa Studierende zum Teil höhere Stresswerte auf­weisen als Patienten, die wegen Depressionen oder Angststörungen in Behandlung sind. Zudem schwindet in der globalisierten Welt die Zuversicht, dass Leistung den sozialen Aufstieg sichert. Zahlreiche Menschen erleben zunehmend existentielle Unsicherheit, die ihrerseits Sinnkrisen verursachen kann.

Aktuelle Daten zum Thema psychische Belastungen

Nach neuen Zahlen der Krankenkasse DAK-Gesundheit stiegen die Fehltage von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern aufgrund von Depressionen, Angst- oder Belastungsstörungen im Vergleich zum Jahr 2018 um 24 Tage auf 260 Tage pro 100 Versicherte, wie das RedaktionsNetzwerk Deutschland berichtet. Dies sei der höchste Stand seit Beginn dieser DAK-Untersuchungen im Jahr 1997.
Seitdem habe sich die Zahl der Fehltage wegen psychischer Leiden mehr als verdreifacht, und zwar um 239 Prozent. Das geht laut RND aus dem aktuellen DAK-Psychoreport hervor. Arbeitnehmer*innen bleiben ihrem Job demnach am häufigsten wegen einer Depression fern. (Quelle: ZEIT ONLINE15. September 2020, 9:21 Uhr )

Bei Fehlzeiten aufgrund psychischer Störungen lässt sich vom Jahr 2018 zum Jahr 2019 erneut ein Anstieg feststellen. Seit dem Jahr 2006 ist ein Trend zur ständigen Zunahme der Fehlzeiten unter entsprechenden Diagnosen zu verzeichnen, der nur in den Jahren 2013 und 2016 zwischenzeitlich unterbrochen wurde. Die Fehlzeiten unter der Diagnose psychischer Störungen bei Berufstätigen 2019 markieren mit 258 AU-Tagen je 100 Versicherungsjahre in dieser Gruppe den höchsten Stand seit Beginn der Auswertungen zum Jahr 2000 (mit seinerzeit 129 AU-Tagen je 100 VJ). Im Vergleich zum Jahr 2000 lagen die Fehlzeiten unter der Diagnose von psychischen Störungen bei Berufstätigen 2019 damit um 100 Prozent höher. (Quelle: Gesundheitsreport Arbeitsunfähigkeiten - Techniker Krankenkasse 2020: https://www.tk.de/resource/blob/2081662/6382c77f2ecb10cc0ae040de07c6807f/gesundheitsreport-au-2020-data.pdf, 04. Oktober 2020, 16:12 Uhr)

Psychische Erkrankungen werden inzwischen besser erkannt und die Diagnose »Depression« ist erfreulicherweise mittlerweile weniger stigmatisierend. Deshalb ist der oben ausgeführte Anstieg der Zahlen nicht eins zu eins mit einem Anstieg der Erkrankungen gleichzusetzen. Gleichwohl entstehen für Unternehmen und Volkswirtschaft Kosten in Milliardenhöhe und die persönlichen Einschnitte bei den Betroffenen sind gravierend und schmerzlich.

Laut dem Stressreport 2019 des Bundesamtes für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit (BAuA) für das Jahr 2018 empfinden 40% aller Befragten einen starken Termin- und Arbeitsdruck, 60% leiden darunter, dass sie verschiedenartige Arbeiten gleichzeitig erledigen müssen und 79% arbeiten an der Grenze ihrer Belastungsfähigkeit. Besonders betroffen ist dabei die Gruppe der 25-54-Jährigen. 22% der Befragten geben an, dass sie nach der Arbeit nicht abschalten können. Die Mehrheit der Befragten geben an, dass ihr Belastungsempfinden gestiegen ist sowie einen subjektiv als weniger gut empfundenen Gesundheitszustand, gestörte Erholungsprozesse und eine mengenmäßige Überforderung bei der Arbeit. Auffällig im Jahr 2018 ist die Zunahme psychovegetativer Beschwerden bei den unter 25-Jährigen. Frauen sind stärker betroffen als Männer. (Quelle: Stressreport Deutschland 2019. Psychische Anforderungen, Ressourcen und Befinden, 1. Auflage. Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2020. ISBN: 978-3-88261-259-2, Seiten 225, Papier, PDF-Datei, DOI: 10.21934/baua:bericht20191007)

Aktuell führt auch die Covid-19 Pandemie zu erhöhten psychischen Belastungen wie beispielsweise Zunahme von Angstempfinden sowie das Erleben von sozialer Isolation bzw. Einsamkeit. Eine mögliche Isolationsspirale kann nachgewiesenermaßen die Lebenszeit verringern und die Entstehung von Depressionen und Demenz begünstigen. Um eine mögliche Ansteckung zu vermeiden, werden zudem ambulante Hilfen weniger wahrgenommen. (Quelle: Vortrag Prof. Meyer-Lindenberg zur Eröffnung der bundesweiten Woche der seelischen Gesundheit vom 10.10.2020 bis 20.10.2020 in Berlin.)

Laut des Zentralinstitutes für seelische Gesundheit Mannheim zeigt eine von ihm durchgeführte Studie gleichzeitig, "dass ältere Menschen und solche mit höherem Bildungsabschluss sowie Personen, die sich gut über die Covid-19-Pandemie informiert fühlten, ein besseres psychisches Wohlbefinden zeigten. Zudem haben individuelle psychische Risiko- und Resilienzfaktoren große Bedeutung für das psychische Befinden während der Krise."
(Quelle: Webseite des Zentralinstitutes für seelische Gesundheit Mannheim: https://www.zi-mannheim.de/institut/news-detail/corona-und-die-folgen-fuer-die-psyche-ein-differenzierter-blick-ist-noetig.html, Hervorhebung von uns)

Entsprechend der gesellschaftlichen Bedeutung des Themas psychische Gesundheit weisen wir noch auf folgende Pressemitteilung hin: „Bundesfamilienministerin Franziska Giffey, Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn starten am 5. Oktober gemeinsam mit einem breiten Bündnis von über fünfzig Institutionen aus dem Bereich der Prävention die Offensive Psychische Gesundheit, damit der gesellschaftliche Umgang mit psychischen Belastungen offener wird. Die Offensive soll dazu beitragen, dass Menschen ihre eigenen psychischen Belastungen und Grenzen besser wahrnehmen und auch mit Menschen in ihrem Umfeld offener darüber sprechen können. Darüber hinaus möchte die Offensive die Präventionslandschaft in Deutschland mit ihren zahlreichen Anbietern besser vernetzen.“ (Quelle: https://www.bmas.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2020/offensive-psychische-gesundheit.html)

Stiftung und gGmbH beziehen sich in ihrer Arbeit auf Erkenntnisse der Salutogenese (Definition)- und Resilienzforschung (Definition).

Diese betrachtet Gesundheit als die Fähigkeit, äußeren und inneren Anforderungen mit eigenen Ressourcen zu begegnen und immer wieder neu eine Balance finden zu können. Dieser Gesundheitsbegriff umfasst Wohlbefinden, Sinn(stiftung), Identität und positive Orientierung. Die Fähigkeit, sein Leben zu strukturieren und auf wechselnde Herausforderungen sinn- und wachstumsorientiert zu reagieren, wird als eine wesentliche Quelle für die Bewältigung von Lebensanforderungen gese­hen. Diese Sichtweise betont, wie bedeutend Fähigkeiten zur Selbstwahrneh­mung, -reflexion und -veränderung sind, ebenso die Befähigung, zentrale persönliche Werte und Ziele zu klären. Die geförderten Projektinhalte entsprechen dieser Auffassung.

Wichtige Schutzfaktoren für seelische Gesundheit sind:

  • Soziale Unterstützung
  • Das Empfinden von Wirksamkeit und Einflussmöglichkeiten
  • Hoffnung und Optimismus
  • Positive Emotionen und die Ausrichtung auf persönliche Absichten und Ziele
  • Selbst-Freundschaft und Gefühle zulassen können
  • Flexibilität und gleichzeitig ein bewusster Umgang mit Zeit

Motivation für Veränderungen setzt Handlungswissen voraus: Zwar gab es noch nie so viel Wissen über Krankheitsursachen, gesunde Lebens­füh­rung, Bewegung, Ernährung und Stressmanagement wie in der heutigen Ge­sellschaft, dennoch bleibt die Umsetzung dieser Erkenntnisse oft weit hinter die­sem Wissen zurück. Um Motivation und Engagement für Veränderungen zu entwi­ckeln, brauchen ­Men­schen außer kognitivem Wissen auch emotionale Kom­petenz und Handlungs­wis­sen. Dieses gliedert sich in drei Bereiche:

  • Selbstachtung: Dazu gehört auch der Wert der persönlichen Gesunderhaltung.
  • Beziehung zu anderen: Dazu zählen die gelingende Gestaltung von Kommunikation sowie Emotions- und Konfliktregulation.
  • Auseinandersetzung mit zentralen Lebensfragen wie Sinn und Werte sowie eigene Grundüberzeugungen in philosophisch-spirituell-religiöser Hinsicht.

Auch bei Grenzerfahrungen – wie zum Beispiel bei einer lebensbedrohlichen ­Erkrankung – sind Menschen auf dieses Handlungswissen angewiesen, um ihre Situation annehmen und bewältigen zu können. Ebenso lassen sich die Heraus­forderungen des Alterns und der Vergänglichkeit konstruktiver annehmen, leben­diger gestalten und als sinnvoll empfinden, wenn die / der Einzelne über entsprechende Kompetenzen verfügt.

„Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlung verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf der Erde.“ Hans Jonas

Die Stiftung versteht die individuelle Gesundheit des Menschen als unmittelbar mit der Gesundheit der Umwelt verbunden. Deshalb liegt ihr daran, die Verantwortung für einen nachhaltigen Umgang mit der Lebens- und Gesundheitsressource Natur zu fördern. Die Lösung der Klimafrage wird über das Überleben der Menschheit entscheiden. Auch das ist eine von Vielen subtil oder offen erlebte Bedrohung, die sich auf die seelische Gesundheit auswirkten kann.

Den die Gesundheit gefährdenden Folgen des Turbokapitalismus und der Konsumgesellschaft stellen wir ein achtsames Umgehen mit uns selbst, unseren Mitmenschen und der Umwelt gegenüber.